Auch wenn ich Cody gern mit meinen Kollegen teilte, arbeitete er immer noch rund um die Uhr für mich. Das war auch gut so, denn meine Herzattacken wiederholten sich regelmäßig. Viele von ihnen waren eher lästig als bedrohlich. Die Brustschmerzen waren zwar oft quälend, aber ich konnte mich hindurchkämpfen. Oft hatte Dakota nur die Aufgabe, da zu sein, damit ich mich während des Anfalls an ihm festhalten und hinterher seine tröstliche Nähe spüren konnte. Gewöhnlich konnte er mich zwei bis fünf Minuten vor Einsetzen der zum Teil heftigen Herzattacken alarmieren. In der Firma hatte ich einen kleinen Raum, in den ich mich dann zurückzog, bis der Anfall vorbei war. Die Büroangestellten wussten, dass sie nach mir sehen mussten, wenn ich nicht innerhalb von einer halben Stunde wieder auftauchte. Wenn ich zuhause von einer starken Herzattacke überfallen wurde, hatte ich durch Dakotas Alarmzeichen meistens genug Zeit, meine Tabletten zu nehmen, mich ins Bett zu legen und mich an ihm festzuklammern, bis der Schmerz nachließ.

Die stärkeren Herzattacken waren zwar unerträglich, doch Dakotas Warnsignale gaben mir genügend Zeit, die Medikamente wirken zu lassen. Wahrscheinlich verhinderten seine Frühwarnungen, dass aus den Anfällen schwere Herzinfarkte wurden. Außerdem konnte ich mich an Cody festhalten, meinen eigenen Schmerz auf ihn übertragen und durch ihn mein Atmen regeln. Mag sein, dass er mir bei manchen Attacken nur die schlimmsten Schmerzen erspart hat, aber er hat mich zweifellos mehrmals vor dem Herztod bewahrt. Vielleicht hat er mir sogar jedes Mal das Leben gerettet. Erstaunlicherweise habe ich außer ein paar freien Tagen nur wenige Arbeitstage versäumt.

Als ich schon dachte, dass ich all seine Fähigkeiten kannte, überraschte Cody mich wieder einmal. Das Büro meines Kollegen, eines Ingenieurs namens Bill, befand sich ungefähr zehn Meter von meinem entfernt. Wir fuhren oft gemeinsam zur Arbeit, und da Bill sich mit Cody angefreundet hatte, wanderte mein Hund immer mal wieder hinüber, um Bill Hallo zu sagen. Ich habe den Verdacht, dass Bill ihm hin und wieder einen Hundekuchen zusteckte, obwohl er wusste, dass ich auf Codys Gewicht achtete.

Eines Morgens machte ich mich auf den Weg zu einem Meeting. Ich rief Dakota, aber er war nicht da. Ich wusste, er konnte nicht weit sein, da er sich nie außer Hör- oder Riechweite von mir entfernte. Daher machte ich mich in den Nachbarbüros auf die Suche nach ihm. Ich ging davon aus, dass er gerade seine Runde machte, um ein paar Hundekuchen und Streicheleinheiten einzusammeln. Ich fand ihn in Bills Zimmer. Bill saß an seinem Schreibtisch und versuchte zu arbeiten. Als ich den Raum betrat, sah Dakota noch nicht einmal zur Tür - er schlug unablässig mit der Pfote nach Bill. "Cody, du kriegst keinen Hundekuchen mehr. Geh zu Mike und lass mich in Ruhe."

Bill amüsierte sich über das Verhalten meines Hundes, aber ich wusste genau, was los war. Es war ganz und gar nicht lustig. "Bill, Dakota warnt dich gerade", sagte ich.

"Was?!"

"Er warnt dich", wiederholte ich. Wie mir bekannt war, hatte Bill schon seit längerem Herzprobleme. "Fühlst du dich gut?" "Mike, mir fehlt zwar nichts, aber ich sag dir was: Wenn Dakota sagt, dass ich einen Herzinfarkt bekommen werde, dann sollten wir zum Arzt gehen." Bill hatte schon oft genug erlebt, wie Dakota mich vorgewarnt hatte, um auf ihn zu hören.